Sechs goldene Regeln
1. ICH GEHE MIT GUTEM BEISPIEL VORAN
2. ICH SCHAU HIN UND NICHT WEG
Dazu ist es auch wichtig, den eigenen Blick zu schulen:
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Woran erkenne ich, dass sich ein Pferd nicht wohl fühlt?
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Wie bringt ein Pferd Überforderung zum Ausdruck?
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Oder dass es Schmerzen hat und leidet?
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Ist da jemand nur momentan mit einer Situation überfordert oder quält er sein Pferd bewusst?
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Bringt jemand sich selbst und/oder sein Pferd aus Unwissenheit in eine gefährliche Situation und merkt es noch nicht einmal?
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Geschieht es aus falschem oder zu großem Ehrgeiz?
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Nimmt jemand billigend in Kauf, dass der Trainer oder Reitlehrer das Pferd überfordert oder mit Zwangsmaßnahmen drangsaliert?
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Überfordert jemand sein Pferd, weil er die Anzeichen dafür nicht erkennt?
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Jemand will sein Pferd verladen, doch das Pferd verweigert das Einsteigen. Woran liegt es? Gibt derjenige falsche bzw. dem Tier unverständliche Signale oder ist er selbst unsicher und gibt dem Tier keine Führung oder ist das Pferd einfach nur stur?
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Ein Pferd schlägt während einer Reitstunde ständig mit dem Schweif. Was genau bedeutet das? Das Pferd ist aufgeregt oder nervös? Es sind viele Fliegen auf dem Platz unterwegs? Oder ist dies eine deutliche Unmutsäußerung, weil ihm der Reiter Schmerzen zufügt?
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Ein Pferd will beim Schmied nicht stillhalten. Der Schmied schlägt es mit der Hufraspel. Ist das eine „angemessene“ Zurechtweisung oder schon Misshandlung?
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Ein Pferd wird über mehr als 20 Minuten in einer engen Kopf-Halsposition geritten. Dann beginnt es, sich zu wehren, rennt los, schlägt mit dem Kopf oder steigt. Ist es dann ungezogen? Oder schmerzt seine Halsmuskulatur? Kann es vielleicht kaum noch richtig atmen?
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In einer Springstunde verweigert das Pferd nach 30 Sprüngen plötzlich ein Hindernis, das es zuvor mehrfach problemlos überwunden hat. Hat es einfach keinen Bock mehr? Tun ihm vielleicht die Vorderbeine vom vielen Landen weh? Oder merkt es, dass es nicht mehr genug Kraft hat und will sich und seinen Reiter vor einem Unfall bewahren?
Ab 2020 wird es bundesweit Seminare und Fortbildungen zum Thema „Blick schulen“ für alle Alters- und Zielgruppen rund um das Pferd geben.
HINSEHEN HEISST AUCH HINHÖREN UND HINFÜHLEN!
Beobachte genau, mit all Deinen Sinnen, damit Du erkennst, worum es tatsächlich geht. Erst wenn Du einen Überblick über die Situation hast, kannst Du diese einschätzen und entscheiden, was und wie Du es tust. Auch wenn Du aufgrund der Situation jetzt nicht eingreifen kannst, wirst Du aktiv! Präge Dir so viele Details wie möglich zum „Tatablauf“ ein und schreibe Deine Beobachtungen schnellstmöglich auf.
Die Kunst zu helfen bedeutet auch, dass Du Dir Hilfe bei anderen, verantwortlichen Menschen holst. In einer Reitschule ist es der Reitlehrer oder Stallinhaber. Auf einem Turnier sind es die Richter und Stuarts am Abreiteplatz. Geht es um bewusste Tierquälerei, ist dies eine Straftat und dann ist die Polizei (110) und oder der Amtstierarzt (Kreisveterinäramt) zuständig.
Sowohl dieser als auch die Polizei stehen Dir nicht auf Knopfdruck zur Seite. Sie brauchen immer einige Zeit, um vor Ort zu erscheinen. Genau aus diesem Grund ist es so wichtig, richtig hinzusehen.
BEVOR DU TELEFONIERST, MUSST DU DIR ÜBERLEGEN, WAS DU MITTEILEN WILLST
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Wer bin ich?
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Wo bin ich?
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Was ist geschehen?
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Beschreibung der Situation und der Beteiligten
Solltest Du mit Deinem Handy einen Film angefertigt haben, um die Situation für spätere Zwecke nachvollziehbar zu dokumentieren, dann stelle diesen Film den Verantwortlichen ermittelnden Behörden zur Verfügung.
Bitte nicht im Netz posten oder ähnliches!
Danke!
4. ICH SUCHE DAS RUHIGE, SACHLICHE GESPRÄCH
Das ist sicher nicht immer leicht, aber nichts sagen, hilft dem betroffenen Pferd auch nicht weiter. Oft ist der Einstieg über die Frage nach dem „Warum“ (z.B. Warum ziehst Du jetzt so am Zügel? Oder: Was soll das Pferd aus dem Schlag mit dem Führstrick lernen?) ein sinnvoller Einstieg. Wir werden schon bald Tipps für gekonnte Gesprächsführung in typischen Situationen veröffentlichen und auch Workshop dazu anbieten.
5. ICH SUCHE MITSTREITER
Selbst wenn eine „Misshandlung“ eines Pferdes zunächst einen wenig aggressiven Eindruck macht, kann es passieren, dass eine Situation eskaliert. Je mehr Mitstreiter Du um Dich versammelt hast, umso größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass diese Eskalation unterbleibt. Suche Dir also Mitstreiter, weil es Dir leichter fällt, eine Situation zu beeinflussen wenn Du Unterstützung hast.
In vielen Fällen führen „aufmerksame“ Zuschauer schon dazu, dass Gewalt gegen Pferde unterbleibt. Mögliche Mitstreiter sprichst Du am besten direkt, klar und bestimmt an und ich sagst ihnen unmissverständlich, was Du von ihnen erwartest. Oft warten Umstehende nur darauf, dass einer die Initiative ergreift und helfen sogleich, wenn sie nur angesprochen und „geweckt“ werden und feststellen, dass sie nicht alleine sind.
Schreibe Dir auf, was Du beobachtet hast, wende Dich damit an den jeweils Verantwortlichen (s.o.). Solltest Du dort kein offenes Gehör finden, ……
(Hotline Schutzengel, Tierschutzorganisation, Amtstierarzt, Deinen eigenen Tierarzt oder im Notfall sogar die Polizei).
Wichtig zu wissen:
Ein „normaler“ Tierarzt hat gemeinsam mit einem Polizisten dieselbe Amtsgewalt wie ein Amtstierarzt. Sie können gemeinsam z.B. ein Pferd auch beschlagnahmen. Sorge mit Deiner Aussage dafür, dass die Menschen achtsamer mit Pferden umgehen und dass die Idee der Schutzengel für Pferde bekannt wird.
Mit Deinem persönlichen „Gedächtnisprotokoll“ stellst Du sicher, dass Du Dir bei zukünftigen Aussagen nicht selbst widersprichst, nichts ungewollt hinzudichtest oder Wesentliches vergisst.